Sommercamp 3. Tag, Dienstag, 27.07.
„Der Pömpel muss weg.“ Auf den ersten Blick ein eher ungewohntes Tagesmotto; doch es sollte uns heute durch den zweiten Arbeitstag führen. Wir verstanden „Pömpel“ als eine Art Barriere; denn wie oft stellt man sein eigenes „ich“ in den Mittelpunkt und versperrt so aus Egoismus oder Einseitigkeit die Wege zu schönen Momenten.
Mit diesem Motto startete heute auch der Art-Workshop in einer kleinen hiesigen Grundschule. Dort war geplant, ein großes fantasievolles und buntes Bild an eine Wand zu malen. Doch schon nach kurzer Zeit versperrte der erste „Pömpel“ das Vorhaben: Die Direktorin der Schule war sich unsicher, ob die Stadt die Schulumgestaltung genehmigen würde. In dieser eher schwierigen Situation herrschte zunächst Enttäuschung, denn alle hatten sich auf das Gestalten gefreut. Doch Antonio, der den Workshop leitet, setzte sich für die Gruppe ein und machte den Vorschlag, ein großes Bild auf Papier zu malen, um so diese Schule schöner zu machen. Die Gruppe ließ sich begeistern und war nach einiger Zeit sehr in die Arbeit vertieft.
Eine andere Gruppe besuchte heute wieder eine Großfamilie, die am ersten Tag schüchtern und in sich gekehrt wirkte. Heute jedoch zeigte sich die Familie von einer völlig anderen Seite: Sie arbeiteten schon vor der Ankunft der Helfer aus dem Camp draußen und bereiteten alles für einen guten gemeinsamen Arbeitstag vor. Obwohl die Familie nicht viel hat, besorgte sie Kaffee und bot diesen der Gruppe an. Die Jugendlichen fühlten, wie hier eine Art Blockade gelöst wurde, denn trotz der bedrückenden Armut kam durch diese bedeutende Geste eine schwer beschreibbare Freude und ein gutes Miteinander auf.
Wir haben gemerkt, dass ein eher ungewöhnliches Motto sehr schöne und bleibende Momente für alle erwecken kann. Gestern wie heute freuen wir uns auf die neuen kommenden Tage und neue Erfahrungen.