SILMA SANDOVAL - SEELENTRÖSTERIN UND KRISENMANAGERIN
Die Psychologin Silma Sandoval zeigt Jugendlichen in El Salvador auch mit Hilfe eines Stipendienprogramms des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Wege aus Armut und Gewalt.
Silma Sandoval ist eigentlich Psychologin. Gerade steckt sie in der tropischen Mittagshitze von El Salvador mit einer Gruppe Jugendlicher weiße Plastikrohre zusammen. Entstehen soll ein selbstgebautes Bewässerungssystem. Beim Workshop für die Jugend auf dem Land dreht sich heute alles um Wasser, Klimawandel, und wie die Bauernfamilien auf die Folgen reagieren können.
„Durch falsche Anbaumethoden und den Klimawandel sind die Böden hier ausgelaugt“, erzählt der 19-jährige Bryan Cuadra. Aber der Staat lasse die Menschen alleine mit den Herausforderungen. Viele Jugendliche sähen deshalb in der Landwirtschaft keine Zukunft und wanderten ab – in die Städte oder gleich in die USA. „Wenn wir alle gehen – wer produziert dann die Lebensmittel?“ fragt Bryan Cuadra. Er will Landwirtschaft studieren und hofft auf ein Stipendium. Davon profitieren Schülerinnen und Schüler aus armen Verhältnissen. Sie erhalten – finanziert vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat – rund 100 US-Dollar monatlich für Gebühren, Fahrt- und Materialkosten.
Psychologin und Projektleiterin Silma Yanira Sandoval (L.) spricht mit den Schülern und Schülerinnen über verantworliches Landwirten. Sommerkurs von Caritas/Adveniat für die Landjugend.
Silma Sandoval wird es immer wieder warm ums Herz, wenn sie Jugendliche so voller positiver Energie erlebt. Denn das ist nicht selbstverständlich in El Salvador. Auf den Bürgerkrieg der 1980er-Jahre folgte die Bandenkriminalität. Für Jugendliche gibt es kaum Studien- und Ausbildungsplätze. „Diesen Teufelskreis aus Armut, Gewalt und Migration müssen wir durchbrechen“, sagt die 46-Jährige. Von den Adveniat-Stipendien profitieren zehn Jugendliche. Silma Sandoval vermittelt ihnen einmal im Monat in Workshops Themen wie Motivation, Marketing oder auch Stress- und Konfliktbewältigung. Die Psychologin wird oft auch zur Seelentrösterin oder Krisenmanagerin, wenn es irgendwo brennt.
„Silma ist für mich eine Art Lieblingstante, mit der man alles besprechen kann“, sagt Journalismusstudent und Adveniat-Stipendiat William Hernández. Er will später Menschen Gehör verschaffen, die bislang in den traditionellen Medien wenig wahrgenommen werden. Genau das sei das Ziel, betont Silma Sandoval: „Wir wollen nicht nur exzellente Akademikerinnen und Akademiker, sondern gute Menschen ausbilden.“
Text: Sandra Weiss; Fotos: Hans-Maximo Musielik