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Fotos: Privat

Schlangensteine für das Missionsgebiet Sibolga

Bei meinem Besuch in Indonesien im Herbst 2022 hielt Schwester Ingeborg mir einen schwarzen Stein hin und fragte mich, ob ich ihr diesen besorgen könnte.
Dieser „Stein“ hat eine ganz besondere Wirkung. Wenn jemand von einer Schlange, einem giftigen Fisch, einem Skorpion oder einem giftigen Insekt gestochen wird, wird dieser schwarze Stein auf die Wunde gelegt. Der Stein saugt das Gift auf und fällt nach kurzer Zeit ab.
Sobald der Stein aufgelegt wird, lassen die Schmerzen nach und dem Patienten fühlt sich wesentlich besser.
Für die Bewohner im Missionsgebiet ist das ein wertvolles und wichtiges Hilfsmittel in Ermangelung anderer Medikamente.
Bislang hatte Schwester Ingeborg diese schwarzen Steine von Medeor in Köln erhalten. (Medeor ist eine Hilfsorganisation und nennt sich „Notapotheke der Welt“.) Diese Steine sind dort aber nicht mehr erhältlich.
Da ich mich beruflich mit Mineralien auskenne, war ich mir sicher, einen solchen Stein besorgen zu können, auch wenn ich bei den über 3000 unterschiedlichen Mineralien weltweit zunächst nicht wusste, um welchen Stein es sich handelt. Zuhause angekommen befragte ich meine Freundin Janine Teuppenhayn, eine promovierte Geologin. Nun erfuhr ich, dass es sich bei diesem Stein um kein Mineral handelt, aber woraus war er dann?

Das Ehepaar Janine und Herbert Teuppenhayn recherchierte ausführlich und fand heraus, dass es sich um einen sogenannten „Schlangenstein“ handelt. Dieser Stein wird aus dem Mittelbein eines Rinderknochens hergestellt. In Indonesien gibt es aber keine Rinder. So kamen wir auf die Idee diese Steine selbst herzustellen. Von der Fleischerei Flechsig besorgte ich Rinderknochen, die ich freundlicherweise kostenlos erhielt. Diese Knochen wurden mehrmals ausgekocht, getrocknet und anschließend luftdicht verschlossen in glühende Holzkohle gelegt. Das war nicht nur sehr aufwendig sondern auch geruchsintensiv. Durch die Bearbeitung erhalten die Knochen eine kapillare Wirkung, was bedeutet, dass sie imstande sind, dem Körper giftige Substanzen zu entziehen. Die Kapillarwirkung lässt daran erkennen, dass die Steine sich an der Zunge festsaugen. Zu unserer großen Freude hat es tatsächlich geklappt. Mehrmals stellten wir diese schwarzen Steine her und gaben sie Missionaren mit nach Sibolga.

Nachhaltig geholfen war den Missionsschwestern damit aber noch nicht. Deshalb kam Schwester Ingeborg auf die Idee zu versuchen, diese schwarzen Steine aus Wasserbüffelknochen herzustellen, da Wasserbüffel in Indonesien weit verbreitet sind. Wir fanden einen Züchter in Wesel bei dem ich Wasserbüffelknochen erwerben konnte. Dankenswerterweise wurden sie bei Flechsig auf die erforderliche Größe gesägt. Wir starteten den nächsten Versuch und es hat zur großen Freude aller auch mit den Wasserbüffelknochen funktioniert.

Beim Besuch der Familie Dr. Bago im November letzten Jahres ins Missionsgebiet, nahmen diese die ausgekochten und getrockneten Wasserbüffelknochen mit, die sich nun bereits bei Schwester Ingeborg befinden. (Ich habe mich nicht getraut, die Knochen bei meiner Reise ins Missionsgebiet im Koffer über die Grenze zu bringen. Dr. Bago ist Indonesier und Orthopäde und hat deshalb einen anderen Status) Nun kann ich den Schwestern auf der Insel Tello zeigen, wie diese Knochen zu schwarzen Steinen werden, und somit können sie diese dann selbst herstellen. Ein wundervolles und nachhaltiges Pilotprojekt!

Text: Marianne Telgmann

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